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Keine Eigen- oder Fremdgefährdung = Keine Hilfe?

Keine Eigen- oder Fremdgefährdung = Keine Hilfe?

Psychose: nahestehende Person
Soziales & Gesellschaft

Meine Mutter ist seit mehreren Jahren Psychosebetroffene. Nach Klinikaufenthalt, abgebrochener Psychotherapie, sowie (selbst abrupt) abgesetzten Medikamenten ist sie seit ca 1 ,5 Jahren in ihren Wahnvorstellungen und Verfolgungsängsten verstrickt. Sie hat keinerlei Krankheitseinsicht und wenn wir als Angehörige versuchen die Thematik anzusprechen, verweigert sie komplett die Kommunikation. Sie leidet sehr, vor allem unter bedrohlichen Stimmen, aber jeder Versuch von außen Hilfe zu bekommen endet mit der Antwort: Solange keine Eigen-oder Fremdgefährdung vorliegt können wir nichts tun. Selbst mit einer großzügigen Auslegung ist das bei ihr nicht der Fall.
Wie soll man aus dieser Zwickmühle entkommen? Ich verstehe dass das Recht auf selbstbestimmtes Leben hier geschützt werden soll, aber die Psychosebetroffenen in diesen Stadien sind doch bereits fremdbestimmt durch ihre Erkrankung. Ich möchte anregen diesen Widerspruch genauer zu beleuchten. Maßnahmen zu sammeln was in solchen Situationen notwendig ist, um diesen Menschen zu helfen. Die rechtliche Seite zu untersuchen, z.B. welche Passagen einer Überarbeitung bedürfen und abschließend eine fundierte Empfehlung an die Gesetzgebung auzusarbeiten. Es muss doch einen Mittelweg geben zwischen völliger Ignoranz und Zwangsmaßnahmen. Es sind nicht nur die Psychosebetroffenen, die der Gesellschaft verloren gehen, sondern auch die Angehörigen, wenn sie in dieser Situation allein gelassen und völlig aufgerieben werden.

Kommentare

Gespeichert von WildeHilde am Mo., 04.03.2024 - 08:02

Ich stimme Ihnen 100% zu. Meine Nichte ist seit Jahren mit einer unbehandelten Paranoiden Psychose unterwegs. Sie leidet, und die Angehörigen leiden. Das Gesundheitssystem, Polizei und Justiz, deutsche Botschaften im Ausland etc. sind immer wieder involviert, ohne dass deren Arbeit zu irgendeinem Effekt führen würde. Grade bei einer paranoiden Psychose ist doch bereits an der Diagnose ablesbar, dass die betroffenen PatientInnen nicht in der Lage sind einer Behandlung zuzustimmen. Time is brain. So produziert ein nicht tätig werden dürfendes Gesundheitssystem viel unnötiges, lebenslanges Leid.

Gespeichert von Marina Lia am Fr., 08.03.2024 - 17:24

Vielen Dank, dieser Umstand beschäftigt (und ärgert) mich auch schon ein Weile.
Mit dem Hintergrund, dass eine frühe Behandlung die Prognose verbessert, frage ich mich, wieviel Leid man verhindern könnte. Als Frage ergibt sich aus dem Dilemma für mich: kann man Nutzen und Schaden einer von außen auferlegten Behandlung beziffern? Wie sehr verstärkt Zwang z.B. paranoide Wahrnehmungen? Wie viel Zeit verlieren Patient_innen bis zur wirksamen Behandlung?

Wie ist die Situation in anderen Ländern mit welchen Vor- und Nachteilen?

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