Autismus und ADHS-Diagnose
Diagnosekriterien für Autismus und ADHS sind immer noch viel zu sehr an der Erfahrung weißer privilegierter Männer oder Jungen orientiert. Die ja/nein Struktur der Fragebögen macht es schwierig, die Realität von Menschen zu erfassen, die sich aufgrund ihrer sozialen Position mehr sog. Sozialkompetenzen aneignen mussten, auch wenn dies schwer für sie war oder ihnen gar geschadet hat. Ich wünsche mir hier mehr Möglichkeiten, mit "ja, aber" zu antworten und mehr Erfahrung der diagnostizierenden Personen mit solchen Antworten.
Auch wünsche ich mir mehr Forschung zu dem Zusammenhang von Autismus, ADHS und Depressionen und zu PDA. Diese treten häufig zusammen auf, aber von Fachleuten gibt es oft monokausale Erklärungen dazu oder die Behandlung konzentriert sich auf eine der drei Diagnosen.
Kommentare
Es wäre ja schon hilfreich,…
Es wäre ja schon hilfreich, wenn es überhaupt nur "amtliche" AD(H)S-Diagnosefragebögen ohne darin enthaltene, vereinzelte, spezifische Autismusfragen geben würde!
Ich denke nicht, dass die…
Ich denke nicht, dass die Diagnosekriterien das Problem sind und sich zu sehr an Erfahrungen weißer privilegierter Männer/Jungen orientieren. Gerade das DSM V und die ICD 11 sind dahingehend fortschrittlich mMn. Das Problem liegt aus meiner Sicht vielmehr im Diagnoseprozess bzw. den verwendeten, veralteten Fragebögen und den DiagnostikerInnen, die teils noch veraltetes Wissen haben. Des Weiteren sehe ich es in diesem Zusammenhang als Problem, dass die Diagnostik in Deutschland nicht einheitlich zu sein scheint bzw. es keinen Standard gibt an welchem sich orientiert werden muss.
Ja genau: Mehr Forschung…
Ja genau: Mehr Forschung dazu, wie sich Autismus bei anderen Personen als nur bei weßen (in westlichen Kulturen sozialisierten) männlichen Personen zeigt.
Das könnte sehr dabei helfen, ein umfassenderes Bild von Autismus zu bekommen.
Für mich sind die aktuellen…
Für mich sind die aktuellen Diagnosekriterien für Autismus eine Katastrophe und nicht funktional (sogar auch für previlegierte, männliche Autisten, z.B. für hochfunktionale).
Da der obige Beitrag mehrere Themen aufwirft, habe ich einen eigenen und etwas allgemeineren Beitrag zum Thema Forschung und Diagnose eingestellt ("Autismus-Forschung und -Diagnose unter Einbeziehung des 'Innenlebens'").