Erfahrungsbericht eines Betroffenen (Psychosen, Ängste und Depressionen)
Grundsätzlich lässt sich sagen das man sich als Psychisch Kranker oft als Mensch zweiter Klasse fühlt. Die Verfassungsmäßigkeit des zweiten Arbeitsmarktes sollte dringend überprüft werden da es den Mindestlohn nur bei Normalleistung gibt. Ich habe nach Studienabbruch mein Komplettes Umfeld verloren. Soziale Kontakte mit nicht Kranken gibt es nicht mehr.Themen auch nicht wenn man arbeitslos ist und psychisch krank ist man einfach nicht mehr relevant. Ich habe eine RPK abgebrochen im Grunde ein besseres Gefängnis für ehemalige Drogenopfer mit Psychosen. Am Wochenende durfe ich nicht einmal zu Hause schlafen auch da sehe ich die Menschenwürde durchaus tangiert. Schön wären zum Beispiel Reisen für Depressive Menschen die kaum noch Freude und Glücksmomente im Leben erfahren. Therapieplätze sind Mangelware anzudenken wäre beispielsweise eine Therapeutenausbildung ohne zwingendes Studium um den Mangel an Therapeuten zu beheben. Es sollte allgemein viel mehr Angebote geben um mit nicht kranken Personen in Kontakt zu kommen um so das Thema greifbarer und menschlicher zu gestalten, im Moment ist es noch viel zu sehr tabuisiert und die Berührungsängste sind deutlich spürbar. Auch für Angehörige ist es eine große Herausforderung angemessene Hilfe und Unterstützung zu finden. Im Moment pflegt mich meine 70 Jährige Mutter (Pflegegrad 3 da ich auch Spastiker bin) und wenn sie stirbt was das? Das Thema findet viel zu sehr am Rand der Gesellschaft statt das muss sich ändern.
Kommentare
Aus meinem Bericht ergeben…
Aus meinem Bericht ergeben sich folgende Fragen für die Forschung: 1. Wie kann man gesellschaftliche Teilhabe für psychisch Kranke gewährleisten und eine Stigmatisierung verhindern? 2. Ist der zweite Arbeitsmarkt verfassungsmäßig? 3. Sind repressive Einrichtungen wie eine RPK [Anm. d. Mod.: RPK = Rehabilitationsreinrichtungen für psychisch kranke Menschen]
mit Zwangsübernachtungen legal bzw. schädlich für die Gesundheit der Betroffenen? Wie kann man Depressiven Menschen Lebensfreude vermitteln? Therapeutische Reisen mit spannenden Erlebnissen wären zum Beispiel sehr gut. Was gibt es für Möglichkeiten den Therapeutenmagel zu beheben? Wie kann man Vereinsamung verhindern und dafür sorgen das psychische Krankheiten nicht mehr tabuisiert werden? Wie kann man Angehörige besser entlasten und bei der Betreuung psychisch Kranker unterstützen? GPZs [Anm. d. Mod.: GPZ = Gemeindepsychiatrisches Zentrum] sind meiner Meinung nach nicht ausreichend. Welche Möglichkeiten kann man etablieren dass sich gesunde und psychisch Kranke Menschen auf Augenhöhe begegnen? Wie kann man dafür sorgen das sich psysich Kranke Menschen nicht vergessen und als Menschen zweiter Klasse fühlen. Alles in Allem würde ich mir einen praktischeren Ansatz mit echten Hilfeleistungen wünschen als die Theoretische Forschung in den Mittelpunkt zu stellen. Es gibt viele Baustellen Forschung allein kann da nicht helfen. Trotzdem ist dieser Dialog eine schöne Plattform um den Vergessenen eine Stimme zu geben. Weiter so und viel Erfolg bei der Forschung.