Seit einigen Jahren ist es sehr mühsam, überhaupt an einen ambulanten Therapieplatz zu kommen und dazu noch ein Glücksspiel, ob dann die Chemie zwischen Patient und Therapeut stimmt. Die "Passung" ist jedoch ein wichtiger Wirkfaktor in der Psychotherapie.
Viele Patienten nehmen aus Verzweiflung Therapieplätze auch dann an, wenn sie das Gefühl haben, dass es mit dem Therapeuten "nicht passt". Zudem kann man vorab meist nicht erfahren, ob ein Therapeut sich mit einer Diagnose/Störung überhaupt auskennt.
Viele Therapeuten wiederum scheinen so eine Art "cherry picking"zu betreiben und gerne eher sozial gut integrierte eher leicht psychisch kranke Patienten zu nehmen. Übrig bleiben schwer psychisch kranke Menschen mit Diagnosen wie z.B. Psychosen, komplexer Traumafolgestörung, schweren Persönlichkeitsstörungen, Autismus.

Ich würde mir deshalb wünschen, dass erforscht wird,
1. wie groß das Passungs- und "cherry picking"-problem wirklich ist (aus Perspektive von Patienten und Therapeuten)
2. welche Systeme der Vergabe ambulanter Therapieplätze besser funktionieren könnten, z.B. eine Plattform, auf der sich Therapeuten und Patienten registrieren und sich Patienten dann auch kurze Videovorstellungen von Therapeuten ansehen und ggf. deren Spezialisierung auf bestimmte Diagnosen sehen können. Um das herauszufinden, sollten sowohl Therapeuten als auch Patienten nach Ideen und Erfahrungen befragt werden.