Sozialpsychiatrie stärker in den Fokus der Forschung rücken
Meine Beobachtung der letzten 20 Jahre ist, dass die "moderne" Psychiatrie sich sehr auf die Erforschung neuro-biologischer Ursachen verschiedener psychischer Erkrankungen konzentriert, was aber kaum dazu geführt hat, die Behandlung psychischer Erkrankungen zu verbessern. Im Gegenteil ist inzwischen durch Studien erwiesen, dass es nicht zur Entstigmatisierung beiträgt, neuro-biologische Veränderungen im Gehirn als Erklärung für psychische Erkrankungen in den Vordergrund zu stellen. Und auch die Pharmaindustrie hat in den letzten Jahren wenig Innovatives auf den Markt gebracht.
Mein Eindruck ist, dass die meisten psychischen Erkrankungen v.a. durch soziale Umstände/Probleme bedingt sind und oft durch Veränderungen in diesem Bereich positiv beeinflusst werden können (z.B. Stärkung sozialer Kompetenzen und Ressourcen, Unterstützung beim Finden eines geeigneten Arbeitsplatzes und beim Aufbau eines sozialen Netzwerks, Sicherstellen einer ausreichend guten Wohnsituation, Entwicklung positiver Zukunftsperspektiven u.v.m.). All das findet jedoch meiner Erfahrung nach gerade in der Psychiatrie kaum statt; stattdessen wird oft nur auf Medikamente und sinnloses Reden mit Psychotherapeuten/Psychiatern gesetzt, die einen kaum kennen und die man nach wenigen Wochen nie wieder sieht.
Ich wünsche mir also mehr Forschung im Bereich der Sozialpsychiatrie, damit hier vielleicht langfristig mehr Geld reinfließt.
Kommentare
Ich finde auch, dass in…
Ich finde auch, dass in diesem Bereich mehr geforscht werden könnte und noch mehr würde ich mir wünschen, dass schon vorhandene Ergebnisse/ Erkenntnisse in die Gesundheits-Politik einfließen. Z.B. Housing First, sozialer Wohnungsbau, geeignete Angebote für SystemsprengerInnen usw. Was ich nicht finde: "stattdessen wird oft nur auf Medikamente und sinnloses Reden mit Psychotherapeuten/Psychiatern gesetzt, die einen kaum kennen und die man nach wenigen Wochen nie wieder sieht." Gute Medikamente helfen, insbesondere in Akuten Notsituationen ( Psychose, Panik- Attacke, Depression/ Suizidgedanken, o.ä.) und die meisten PatientInnen wünschen sich mehr Gespräche mit Bezug- / Hilfs-personen. Ich finde, gerade das sollte mehr/ länger stattfinden. Mehr Zeit für Menschen, weniger Dokumentation, incl. strenger KK-Begründung für Behandlung. Auch Gespräche mit Peers, GenesungsbegleiterInnen sollten selbstverständlich sein. Forschung auch möglich was hilft hier konkret - toll dass es diese Projekt hier gibt! Ich mag das Menschenbild, dessen Gesundheit bestehend aus 3 Faktoren angesehen werden kann: Biografisch, persönlich (Charakter, Individualität) und biologisch ( Gene, somatisch). LG