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Potentiale erforschen

Potentiale erforschen

Reaktion auf traumatisches Erlebnis: eigene Erfahrung
Soziales & Gesellschaft

Vor Jahren traf ich einen Mann, der mir erzählte, dass er seine Sucht seiner Praxisanleiterin gestanden hatte, da er zunehmende Schwierigkeiten damit hatte. Daraufhin verlor er für immer die Möglichkeit, seine Ausbildung abzuschließen und als Psychologe zu arbeiten.
Aufgrund dieser Warnung habe ich mehrere Therapien, Reha usw. gemacht ohne meine Suchtprobleme (THC, Alkohol) zuzugeben. Ich denke, es gibt viele Menschen, die so handeln. Geholfen hat mir dann ein privater Sucht-Berater, den ich zeitgleich zu meiner Therapie aufsuchte, da ich den Leidensdruck nicht weiter ausgehalten habe. Jahrelang (20 Jahre lang) habe ich nach solch einer Hilfe gesucht, um den Sanktionen durch Krankenkassen, Ärzte, Therapeuten usw. zu entgehen und nicht stigmatisiert zu werden und dennoch Unterstützung zu finden ohne Bevormundung.
Belastungsreaktionen und Depressionen haben oft eine Suchterkrankung als Symptom, auf die man dann reduziert wird.
Doch man ist so viel mehr. Man kann Arbeiten, Ausbildungen absolvieren, studieren, Kinder großziehen, eine Familie finden, unterrichten, beraten, produzieren und ein Teil der Gesellschaft sein, der bei starken psychischen Schwierigkeiten die Hilfe finden kann, die er braucht, ohne ausgegrenzt zu werden.
Ich wünsche mir, dass die Potentiale der Betroffenen interdisziplinär erforscht werden, damit sie diese selbstbestimmt entfalten können.

Kommentare

Gespeichert von LM am Fr., 23.02.2024 - 15:21

Absolute Zustimmung, perfekt auf den Punkt gebracht. Und ich kenne persönlich mehrere Personen, die das auch so sehen. Jemand mit Depression spielt vielleicht den ganzen Tag, weil das das einzige ist, was noch geht, er ist nicht depressiv, weil er spielsüchtig ist, sondern anders herum. ADHS-Betroffene rauchen häufig Cannabis, weil sie spüren, daß es ihnen damit besser geht, dann werden sie aber zu Süchtigen erklärt, das ADHS nicht erkannt oder als Ausrede und Vorwand geleugnet und alles wird schlimmer statt besser. Wenn das Mitmenschen im Alltag nicht verstehen, ist das eine Sache, aber Mediziner sollten das differenzierter betrachten. Besonders Betroffene mit jahrelanger Therapieerfahrung wissen oft sehr genau, wo ihr Schuh drückt und können sich trotzdem nicht äußern und wenn sie sich trauen, werden sie für noch verrückter erklärt. Ab einer gewissen Intelligenz und nach verschiedenen Therapien ohne den gewünschten Erfolg, ist es geradezu beleidigend, wenn Ärzte einem dann immer noch erklären wollen, daß man völlig falsch liegt.
Man kann nicht in andere hineinschauen, aber in sich selbst.

Es ist wirklich tragisch, wie viele Ärzte und Therapeuten rein nach Lehrbuch und Leitlinien vorgehen (urteilen!), statt den Mensch als Ganzes (systemisch!) zu betrachten. Sich verstanden und ernstgenommen zu fühlen sind Grundbedingungen für eine erfolgsversprechende Therapie und damit Maßstab für die Haltung (Eignung) von Therapeuten und Ärzten.

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