Wie führt man ein Aufnahmegespräch in der Psychiatrie?
- Jedenfalls nicht so, dass alles, was der Patient sagt, der Diagnose, die man bei seinem letzten Aufenthalt erhalten hat, entspricht.
Ja, ich leide auch an etwas anderen, war aber wegen Suizidalität dort. Und man fragte mich auch, ob ich mir noch etwas antun würde - natürlich nicht, denn ich hatte ja jetzt den Schutz, wegen dem ich gekommen war! Man fragte mich aber nicht, ob ich mir noch etwas antun würde, WENN ICH DRAUSSEN WÄRE. Und ich hatte nicht die Resilienz, um auf dieser Frage zu bestehen.
Man verdonnerte mich zum Flechten; heißt: Ich war mit meinen Gedanken allein und musste dabei noch etwas Stinklangweiliges tun. Ich habe keine Flechtstunde durchgehalten - was meine Behandler wohl erst recht in ihrer "Diagnose" bestätigte.
Als man meine Antidepressiva-Dosis senkte, war mir schon alles egal. Ich wollte nur noch die Zeit meiner Gefährdung absitzen und weg.
Wenn die wöchentliche Therapeutenbesprechung genauso viele Minuten dauert wie Patienten da sind bildet sich der Patient schnell eine Meinung über die Qualität der Therapie!
Als ich mal weinte wurde dies mit einem flotten Spruch über Tränen quittiert.
Habe anlässlich des Aufenthalts einer Bekannten meinen zweiten Liebesbrief an die Psychiatrie geschrieben: "Das Essen war gut."
Ja, ich bin zum Glück eine von denen, die sich ausdrücken können und die dies auch wissen (Abitur). Mit welchem Gefühl ein einsilbigerer Mensch an seinen Aufenthalt dort denkt, möchte ich mir lieber erst gar nicht vorstellen!